Die grosse Debatte

Mit der grossen Debatte zu allen 8 Abstimmungsfragen ging die diesjährige Politikwoche der 6. Klasse fulminant zu Ende.

Die KZU genoss Gastrecht im Pfarreisaal der katholischen Kirche, da die eigene und die nachbarschaftliche Aula ausgebucht waren. Der intime Saal bot indes eine hervorragende Plattform für die Kulmination der politischen Studienwoche, für das grosse Parlament aller Sechstklässler*innen. Sie vertraten in Rollengruppen 8 Parteien unterschiedlicher politischer Couleur, von der Partei der patriotischen Patriarchen bis zum Roten Kollektiv, von der Liberalen Geldmacherpartei bis zur ökologischen AfdU (Alles für die Umwelt) war das ganze Spektrum vertreten. Im kirchlichen Plenum ging es um sehr viele weltliche Fragen – um Elternurlaub, autonome Waffensysteme, um die Personalisierung von Fantickets, um einen Zwang zur Einführung von Photovoltaikanlagen oder um die Abschaffung von Noten. Zu guter letzt wurde aber auch über Religion debattiert bzw. über die Frage, ob Lehrpersonen sichtbare Zeichen ihrer religiösen Überzeugung im Unterricht anbringen dürfen – ganz im Sinne der Religionsfreiheit.
Nur gerade in zwei Fragen zeigten sich die Stimmbürger*innen einer Liberalisierung bzw. einer Änderung gegenüber aufgeschlossen: Der Elternurlaub wird ausgeweitet und Lehrer*innen ist künftig das Tragen von religiösen Symbolen in Bildungsinstitutionen erlaubt. Ansonsten obsiegte der Status quo: Weder sollen Noten abgeschafft werden noch ökologische Akzente gesetzt werden. Auch personalisierte Fantickets will man nicht. An autonomen Waffensysteme soll man weiter herumexperimentieren können – der Rüstungsindustrie will man aber keinerlei Liberalisierung zugestehen und bestehende Export-Einschränkungen schützen. Ein bemerkenswertes Resultat – vor allem angesichts der Tatsache, dass anonym abgestimmt wurde und die Schüler*innen beim Abstimmen ihre Parteirollen ablegen durften… Der Schutz der heimatlichen Idylle wurde im Saal mehrfach beschworen ganz nach dem Motto einer Partei («Schweiz bleibt») – die nationalkonservativen Parteien waren mit Abstand die lautesten im Saal, sodass Parlamentspräsidentin Sibylle Jüttner, Prorektorin und Kantonsrätin, und Parlamentspräsident Dominique Gebert, Chemielehrer im richtigen Leben, die rechte Ecke zur Mässigung aufrufen mussten. Ein Omen?
Die engagierten Diskussionen über fast vier Parlamentsstunden hinweg zeigten indes ganz klar: Politik bewegt! (und kann auch sehr lustig und lustvoll sein)
Text und Fotos: Jost Rinderknecht