Gut gebrüllt, Löwin!

So viele Maturzeugnisse wie noch nie – im KZU-50-Jahre-Festjahr werden neue Massstäbe gesetzt.

Dass ganz Zürich bereits beflaggt ist mit dem in festlichen Sommerfarben erstrahlenden Züri-Leu mag Zufall sein – nur alle drei Jahre findet das angeblich sechstgrösste Volksfest der Welt statt. Vier Jahre brauchten die 182 Absolvent:innen der KZU, um nach der obligatorischen Schulzeit den begehrten Züri-Leu auf dem Maturzeugnis ihr eigen zu nennen. «Gut gebrüllt, Löwin!», «gut gebrüllt, Löwe!», kann man hier in Anspielung an Shakespeares Sommernachtstraum wohl sagen – die erfolgreichen Maturi und Maturae hatten offenbar auch in den letzten mündlichen Prüfungen noch was zu sagen, das von höherem Bildungswert ist. «Gut gebrüllt!» hatten aber auch alle drei Festredner:innen. Rektor Dr. Roland Lüthi empfing die Festgemeinde mit warmen Worten – und machte den Maturierten unmissverständlich klar, dass hier und jetzt ihre Schulzeit ihr definitives Ende nehmen würde. Und dass wohl Stolz und Genugtuung über das Erreichte schon bald der Wehmut Platz machen würde. Wer Rektor Lüthi kennt, weiss, dass es ihn genau so betrifft wie die herausgeputzten jungen Menschen selber. Er dürfte sich wohl mehr als eine Träne verdrückt haben. In der Folge wechselten sich die kantonalen Löwenvertreter aus dem entsprechenden Parlament auf der Bühne ab – man wähnte sich kurzzeitig im Zürcher Rathaus bzw. in der Bullingerkirche. Prorektorin, Jahrgangsbetreuerin und SP-Kantonsrätin Sibylle Jüttner fasste die vierjährige Laufbahn ihres Jahrgangs in markige Worte, in denen es ihr gelang, die Welt «draussen» mit der Welt «drinnen» zu einem Strang zu verbinden, der aufzeigt, wie welt- und schulpolitisch bewegt und bewegend diese Jahre waren für alle im Saal, nicht nur für die Jugendlichen. Maturredner und FDP-Kantonsratskollege Michael Biber, seines Zeichens Alumnus der KZU und Gemeindepräsident von Bachenbülach, erläuterte schon fast im Comedian-Style mit launigen Worten, welche Ingredienzen eine gute Maturrede auf sich vereinen sollte. Er verliess dann aber die Metaebene, überliess die Rede allerdings nicht, obwohl die Verlockung da war, dem ChatGPT, sondern mahnte mit eindringlichen Worten, das ausgeklügelte politische Mitbestimmungssystem der Schweiz aktiv zu nutzen. Dann waren die Löwinnen und Löwen definitiv los – untermalt von schmissigen Jingles der KZU-Band und des Chors der Klasse 6m warfen sie sich im Scheinwerferlicht in Pose, herausgeputzt, geadelt, «gescheit und schön» – wie Rektor Lüthi erwähnte – und nahmen den blauen Karton mit den 13 matchentscheidenden Zahlen freudestrahlend entgegen. MAMMA MIA, war das wieder mal ein Fest, ein richtiges Züri-(Unterland)-Fest! Don't look back in anger! Auch Löwinnen werden manchmal ganz sentimental. (Text und Bild, J. Rinderknecht)