Watergun – nur Remo Forrer fehlte

Vermutlich hat sich Eurovision Song Contest Schweiz Vertreter Remo Forrer von den Maturstreichen der Kanti Bülach inspirieren lassen: «Watergun» war auch dieses Jahr das unverbesserliche Thema.

An diesem mit morgendlicher Bise kühlen, im Laufe des Tages immer wärmeren, letzten Maitag gipfelte der Maturastreich des diesjährigen Jahrganges in einer eigentlichen Wasserschlacht. Nicht dass dieses Thema ausgesprochen originell oder innovativ wäre, der Anklang war dennoch – ob freiwillig oder unfreiwillig – gross, die Stimmung insgesamt ausgelassen und lustig. Die Sechtsklässler:innen hatten, trotz durchzechter bzw. durchwachter Nacht, nicht auf Details verzichtet. Die weiss gewandeten, im Medizianaloutfit erschienenen Maturanden orchestrierten die Wasserschlacht gekonnt – durchaus sympathisch und meist mit richtigem Augenmass. Die an Covid Zeiten gemahnende, zeltbewehrte Zulassschranke inkl. Wasserrutsche stellte sich als eigentliches Nadelöhr dar, wo die Waterguns gut eingesetzt werden konnten. «Outbreak» – so das Motto – verkam wohl dort etwas zum Gegenteil, wo sich angebliche Häftlinge ganz und gar freiwillig und geduldig in die Reihen stellten, um auch ja als netzverpackter Christbaum ins nächste Schulzimmer zu watscheln. Die nachmittägliche Show stand in Nichts ihren Vorgängerinnen nach: rätselnde Lehrpersonen mussten sich Schlagrahm ins Gesicht schmieren und Schüler:innen sich mit Joghurt gegenseitig füttern – aber ohne Löffel versteht sich. So richtig Stimmung – wie an einem Popkonzert – kam aber definitiv erst auf, als tänzerische und musikalische Einlagen geboten wurden, u.a. intonierte die halbe Schulleitung Elton Johns «I'm still standing» im festjahrpassenden Siebzigerjahrlook. Nur Remo Forrer fehlte mit seiner Watergun. Die Schule steht noch, und auch die Feuershow des Chemielehrers schonte trotz explosiven Auftritten Mensch und Material – der versöhnliche Abschluss bot einmal mehr die Grillade im lauschigen Mensagarten, wo nebst Wurst und Bier die kantonsrätlich gegrillten Vegispiesse je länger je mehr nachgefragt wurden. Dinge ändern sich offenbar schon – der Maturstreich aber bleibt nass. Nicht verwunderlich: Wir heissen ja auch so – Kantonsschule Land Unter! (Text und Fotos: J. Rinderknecht)