School's Out!
Maturfeier 2024: Fast 190 Maturand:innen wurden am «Independence Day» in die nachschulische Freiheit entlassen.
Maturfeiern sind versöhnliche Anlässe. Alles ist wie weggeblasen, was es an Mühsal auf dem langen Weg zum begehrten Ausweis gab. Alle Reibungsflächen zwischen den nun ehemaligen Schüler:innen und den Lehrpersonen bzw. der Schulleitung (ja, da gab es schon welche!) haben sich in Minne aufgelöst. Die Ahnung an eine nicht geglückte Prüfung weicht der Bestimmtheit – die erzielte Note steht nun schwarz auf weiss im Zeugnis. All die verpassten Lektionen (und auch die nicht-verpassten?) scheinen Tand der letzten Jahre zu sein. Der Unbill der Natur und der wenig erbauliche Weltengang sind ausgeblendet für diesen Tag. Gut so. Selbst das Wetter zeigte sich in diesem regnerischen Sommer von seiner versöhnlichen Seite. So war man denn auch – von der stolzen Grossmutter bis zum maturierten Enkel – versöhnt darüber, dass die Sonnenblumen als Zeugnisdekoration dieses Jahr witterungsbedingt nicht so gross, leuchtend und mit erhobenem Haupte die grosse Festgemeinde begrüssten, wie es die schön gewandeten Protagonist:innen ihrerseits selbstverständlich taten. Roland Lüthi, in Doppelfunktion als Rektor und Jahrgangsleiter, verklausulierte einige Anekdoten seines Jahrganges in einem Zahlenrätsel, das grosse «Murmures» auslöste – Lehrer (und Rektoren) haben eben auch an der Maturfeier die Gabe, Leute blendend zu unterhalten. Dies tat auch die Festrednerin, Alumna und mehrfache Curling-Weltmeisterin Silvana Tirinzoni, einstmals Schülerin des besagten Englischlehrers. Ihre Rede war sehr persönlich, eindringlich und an die Jugend gewandt. Nicht immer sei alles so versöhnlich im Leben wie vielleicht heute, man müsse sich Herausforderungen stellen, für die man an sich nicht prädestiniert sei (sic! als Maturrednerin auftreten), auf die niemand (nicht einmal die Rednerin selber) gewartet habe (sie sattelte in sportlich «hohem Alter» auf eine Profikarriere um) und die keinesfalls weltbewegend seien (einen Stein übers Eis stossen). Der Glaube an die eigenen Kräfte und die Leidenschaft für etwas seien aber absolut zentral fürs Lebensglück. Unter den schmissigen Rhythmen der Band und des musischen Chors wurden die Zeugnisse klassenweise überbracht («Bella ciao!», passend etwa zur Italienisch-Klasse). Eine besondere Ehrung erhielt Jana Lempen (Klasse 6h, MN-Profil, Titelbild dieses Beitrages) für den jahrgangsbesten Abschluss. Die freudig-tumultartigen Szenen zum Schluss zeugten von der grossen Entlastung auf allen Seiten. Das Eis war definitiv gebrochen. Zahlreiche Steine fielen von den Herzen – und wer weiss, vielleicht wird einer davon dereinst übers Eis geschoben werden. Alice Coopers «School’s Out» leitete über zum geselligen Teil des Abends. Wir gratulieren herzlich und wünschen alles Gute für die künftigen Laufbahnen.
Text und Bilder: Jost Rinderknecht, © by jr/kzu